Das wirtschaftliche Leben in Rotenfels in den 30er-Jahren

In jener Zeit waren im Ort etwa 50 Handwerker ansässig, darunter Schreiner, Blechner, Zimmerleute, Glaser, Schmiede, Wagner, Rechenmacher, Sattler, Gipser und Tapezierer. Einige Händler versorgten die Bevölkerung mit Kolonialwaren, Schuhen und Eisenwaren, mit Geschirr, Elektrizitätswaren und Fahrrädern, sowie mit Herden und Nähmaschinen.

In der Gemeinde gab es einen landwirtschaftlichen Betrieb über 20 ha, 54 Betriebe von 2 bis 10 ha und 343 Betriebe unter 2 ha. 10 Rotenfelser Bürger betrieben die Landwirtschaft  noch als Hauptberuf und 45 als Nebenberuf.

Zur Weiterverarbeitung der landwirtschaftlichen Produkte hatte die Gemeinde an der heutigen Ringstraße, Ecke Almenweg eine Halle errichtet, in der eine Dreschmaschine und eine Kelter untergebracht waren. Weitere Keltern befanden sich beim Gasthaus Strauss sowie in Winkel bei Familie Mitzel. Das meiste Obst wurde in den Keltern zu Most verarbeitet, manches aber auch in kleinen Brennereien zu Hochprozentigem umgesetzt. Beim Gasthaus Krone gab es zur Mehlherstellung eine Mühle.

Die Auswirkungen des verlorenen Ersten Weltkrieges waren noch immer deutlich zu spüren. Reparationszahlungen an die Siegermächte belasteten den Staatshaushalt. Die Zahl der Arbeitslosen war in Deutschland auf 3 Millionen angestiegen, und ebenso viele Menschen waren in Kurzarbeit. Da die Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten stark angewachsen war, reichte die Landwirtschaft allein nicht mehr aus, um alle Menschen zu ernähren. Der Gemeinderat beschloss daher, den Bau von Feld- und Waldwegen voranzutreiben, damit wenigstens wieder einige Männer in Beschäftigung kamen. Damals wurde beispielsweise der Hühnergrabenweg gebaut.

In jene schwierige Zeit fiel dann auch die Gründung des Obst- und Gartenbauvereins von Rotenfels. Aus der Not heraus schlossen sich Landwirte, Obstbauern und Unternehmer zu einer vereinsgestützten Selbsthilfeorganisation zusammen, um durch gegenseitige Unterstützung und Erfahrungsaustausch die Ernährung ihrer Familien zu sichern und zu verbessern. Wenn wir heute über unsere Felder und Wiesen gehen und uns an den großen und gepflegten Obstbäumen erfreuen, die in der Blütezeit unseren Ort schmücken und im Herbst oft zentnerschwere Lasten tragen, so sind die meisten dieser Bäume in der Gründungszeit unseres Vereins gepflanzt worden.